Dezember 2016. Aleppo liegt in Trümmern. Apokalyptische Botschaften fluten die Twitternachrichten. Unter #Aleppo drücken Syrer ihre Wut und Verzweiflung aus. Aufgeben? Für Pater Firas Lufti kam das nie in Frage. Seit fünf Jahren harrt der Franziskanermönch in einem Konvent aus. In einem Haus mit Einschusslöchern, ohne Heizung.
„Die Kälte? Ach, wissen Sie: Die macht mir nicht so viel aus. Heute scheint die Sonne. Der Himmel ist flirrend blau, fast türkisfarben – und wir haben acht Grad plus, nur nachts ist es jetzt immer frostig. Ich habe ein Dach über dem Kopf. Ich habe etwas zum Anziehen, und wir können Lebensmittel wieder in Supermärkten kaufen, ein paar haben geöffnet. Ich lebe in West-Aleppo.
(…)
Es gibt so viele Menschen, die noch eingeschlossen sind im Ostteil der Stadt. Die Feuerpause gestern, in der sich die Zivilisten aus der Stadt retten sollten, war viel zu kurz, erst seit heute können Krankenwagen in den Ostteil fahren und die Verwundeten versorgen. Hören Sie die Sirenen im Hintergrund?
(…)
Wie es mir geht, wenn ich an die vielen Opfer denke? Ich habe aufgehört, die Toten zu zählen. Jeder einzelne, der umgekommen ist, war einer zu viel. Welchen Glauben er hatte, spielt keine Rolle.
(…)
Wenn ich Menschen etwas zu essen gebe, unterscheide ich ja auch nicht: Ist dieser Mensch nun Sunnit? Schiit? Muslim? Christ?
Ich bin in Syrien geboren, in Homs, als Christ. Christen und Muslime haben hier lange friedlich zusammengelebt. Es tut mir weh, daran zu denken, dass das nicht mehr möglich ist.
(…)
The war in Syria was one of my topics for a long period. During this time I wrote a communication concept for a network of NGOs and I also did some interviews. The Franciscan monk Father Firas Lufti was one of the most impressive people I ever spoke to. I clearly remember the strange situation. I was sitting in my safe office in Berlin when we phoned. As we spoke, sirens drowned out his voice. I don't remember ever feeling that close in a phone call. Father Lufti and I are still in touch.